Freitag, März 29, 2024

Pearl Jam


Pearl Jam Im Oktober 1992 trafen Pearl Jam und Neil Young wohl zum ersten Mal direkt aufeinander, als beide auf dem Bobfest - Bob Dylan Tribut in New York spielten. Angeblich lud da Neil Young Pearl Jam auf das kommende Bridge School Benefiz (BSB) Konzert ein. Am 11. November 1992 spielten Pearl Jam dann zum ersten Mal auf dem 6. BSB (u.a. Jeremy, Black, Alive, Daughter).

Neil Youngs Musik beeindruckte Pearl Jam jedoch schon seit langem, wie Stone Gossard erzählt:

"Neil und Booker T. und die MGs zusammen spielen zu sehen, war für alle von uns eine Offenbarung. Ein jeder grooved, die Basslinie ist genau auf den Drumschlägen, die Gitarre ist da. Es ist so viel Raum da, aber jeder hat seine perfekten Melodien und Teile und seinen Platz gewonnen. Und das kommt daher, dass jeder hineinschwingen und sein Zeug einweben kann in den Swing. Das war auf jeden Fall inspirierend für uns und ich denke, wir haben mindestens drei Stücke geschrieben, die ziemlich Neil-esque sind." [Guitar Player 7/1994 auf Five Horizons]

 Pearl Jam gewinnen 1993 vier MTV Music Awards 1993. Neil Young taucht unerwartet auf spielt mit Pearl Jam Keep On Rocking In The Free World zusammen, der Höhepunkt eines ansonsten faden Abends. Die Verbindung mit Pearl Jam öffnet die Musik Neil Youngs einem jüngeren Publikum, er wird zum "Godfather of Grunge".  Wie gross der Einfluss Neils auf die Grunge-Bewegung ist, zeigt u.a. in Eddie Vedder's Rede bei der Einführung Neils in die Rock'n'Roll Hall of Fame 1994:

"Er brachte uns als Band viel über Würde und Leidenschaft und wie man den Moment spielt bei. Und wenn ich die Reden über die Aufnahme von Janis Joplin und Frank Zappa höre, dann, ahem, dass er noch immer hier ist. Und ich denke, ich muss sagen, dass ich nicht weiss, ob es noch einen anderen Künstler gibt, der in die Rock'n'Roll Hall of Fame aufgenommen wurde, um eine Laufbahn zu würdigen, die heute noch so lebendig wie er selbst ist. Einige seiner besten Stücke sind auf seinem letzten Album." [Five Horizons]

Dave Marsh zitiert in einem Artikel 1998 im Musician Jeff Ament über den Einfluss Neil Youngs auf Pearl Jam:

"Neil Young sagte was in der Richtung, wie weise wir wären, weil wir wussten, wenn wir was nicht spielen sollten. Ich weiss nicht, ob wir das zu dem Zeitpunkt  wirklich wussten, aber dass er es uns sagte, brachte uns dazu, zu erkennen, wie man zu dem Punkt  gelangen könnte."

Im Januar 1995 spielen Neil Young und Pearl Jam sein neuestes Stück Act Of Love zusammen als Zugabe beim Voters For Choice Benefit. In diesem Jahr wird die Zusammenarbeit noch enger, sie arbeiten am neuen Album Mirror Ball. Als als am 24. Juni 1995 Eddie Vedder auf dem Polo Field Konzert nach drei Stücken wegen Krankheit aufgeben muss, springt Neil ein und spielt mit dem Rest der Band Stücke aus dem neuen Album und etliche seiner eigenen. Am 7. August 1995 erscheint Mirror Ball mit Jeff Ament am Bass, Stone Gossard Gitarre, Mike McCready Gitarre, Jack Irons Schlagzeug und Brendan O'Brien, der auch Produzent ist, an Gitarre, Piano, Gesang. Eddie Vedder steuert bei Peace and Love Gesang bei. Neil Young und Pearl Jam ohne Eddie gehen mit dem Album den Sommer über auf Europa-Tournee.

"Die Musik hatte ein Übereinstimmungsniveau, das sich aufschaukelte", sagte Elliot Roberts. "Eine der besten Tourneen die wir je in unserem Leben hatten. Neil hob jeden Abend ab." [Shakey]

Dean Stockwell berichtet vom Konzert in Dublin:

"Ich vergess das nie, bevor sie nach draussen zur Zugabe gingen, kletterte Neil die Leiter zur Bühne hoch und drehte sich zu den Jungs von Pearl Jam um. Sie streckten alle ihre Hände aus und trafen sich in der Mitte, wie bei einer High School Basketballmannschaft. Sie warfen ihre Hände hoch und runter und riefen: 'Yeah! Let's go!' Ich sagte mir, warte, was geht da ab? Der Mann ist 50 und er bringt die Jungs dazu, da rauszugehen wie eine Mannschaft. Es ist nicht nur der musikalische Respekt für ihn, es ist Liebe."

Neil Young selbst meint zur Arbeit mit Pearl Jam:

"Es war nicht das, dass sie gut waren; ich konnte mich mit dem identifizieren, was ich mache, wenn ich mit ihnen spiele. Und ich konnte mich selbst sehen, wie es passierte. Die Musik funktionierte. Sie hatte diesen Antrieb. Da ist diese grosse Maschine darin. Ich mag diese Energie. ... Ja, sie nennen mich nun Don Grungeone. Es passieren grade diese väterlichen Dinge hier. Frag mich nicht, warum. Ich bin einfach da, wo ich immer war und mache das, was ich liebe." [New Musical Express, 1995]

Wegen Schwierigkeiten mit Pearl Jams Plattenfirma  Epic konnte bei Mirror Ball der Name Pearl Jam nicht auf dem Album stehen, auch Eddie Vedder's Lieder konnten nicht darauf erscheinen. So wird das Material (I Got ID, Long Road) am 5. Dezember 1995 auf der EP Merkin Ball veröffentlicht.

Über die folgenden Jahre hinweg spielt Pearl Jam im Herbst auf den BSB-Konzerten und unzählige Male Coverversionen von Neil Youngs Stücken auf ihren Shows.

Beim 9/11 "Tribute to Heros Telethon" am 21. September 2001 bringen Neil und Eddie Vedder zusammen ihr Long Road zum Besten.

Der Pop Music Kritiker Jim Derogatis schreibt im Juni 2003 über Neil Young und Pearl Jam:

Zu einer Zeit, da nur wenige Musiker ein Publikum von 20.000 Leuten alleine mit ihrer Musik zusammenhalten können, stehen Neil Young und Pearl Jam noch immer für eine einzigartige Konzerterfahrung. Obwohl eigentlich eine ziemlich bedeutungslose Plattitüde, wurde Neil Young oft als Gottvater des Grunge bezeichnet, während das Quintett aus Seattle einer der erfolgsreichsten Vertreter dieses Sounds waren, als sie Anfang der 90er die Bühnen stürmten. Beide arbeiteten beim unbeeindruckenden Album Mirror Ball zusammen.

Nach Dylan bleibt Neil Young die lebhafteste Ikone der 60er Jahre, während Pearl Jam nun ein Anachronismus der Generation X ist (deren 17 Millionen Nichtstuer sind seit langem schon verdrängt von den 70 Millionen fröhlichen Konsumisten der Generation Y). Aber trotz des Generationengrabens liegen ihre Verbindungen viel tiefer.
   
Vielleicht liegt die bedeutsamste Verbindung zwischen Neil Young und Pearl Jam in beider Anhängerschaft -- beide haben hingebungsvolle bis besessene Fangemeinden, die sich dem Tauschen und Sammeln von Konzertaufnahmen widmen, wo sie mit dynamischen und sich dauernd ändernden Aufführungen belohnt werden -- und ihrem sturem Bestehen auf dem eigenen Weg im Studio, im Guten wie im Schlechten.

Während die Geringschätzung der Künstler für Trends und ihre Weigerung, ihre Musik auf die Anforderungen des Marktes zuzuschneiden, einerseits bewundernswert ist, kann man schwer leugnen, dass sie seit langem kein bedingungsloses Album mehr gemacht haben, eines, das von vorne bis hinten grossartig ist. Youngs letztes uneingeschränktes Meisterstück war Ragged Glory (1990), und Skeptiker sagen, mit Pearl Jam ging es seit Ten (1991) nur bergab, wo jedes Folgealbum, auch letztjähriges Riot Act, soviel unnötige Füllsel wie antreibenden Rock enthält.
   
Pessimistisches Gerede beiseite, falls da noch eine Verbindung zwischen Neil Young und Pearl Jam ist, ist es diese: Beide Künstler behalten es sich vor, unsere Erwartungen zu enttäuschen oder uns aufs höchste zu überraschen.

Zusammenstellung, Übersetzung: Baron Rouge.



Quellen

Pearl Jam auf Wikipedia
Five Horizons
Sugar Mountain Setlist pages
Thrasher's Wheat
Lukin
"Shakey: Neil Young's biography", Jimmy McDonough, Random House, New York 2002.

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